Ayurveda ist die traditionelle, doch durchaus dynamische und sich weiterentwickelnde, Gesundheitslehre Indiens: Die Wissenschaft vom Leben. Sie folgt einem ganzheitlichen Ansatz in dem viele Faktoren wechselwirken.
Ayurveda ist als Schwesterwissenschaft des Yoga mit diesem eng verbunden und die beiden ergänzen sich hervorragend.
Ayurveda geht davon aus, dass in und um jeden Menschen Kräfte (die Doshas) wirken, die ihn körperlich, geistig und emotional prägen und beeinflussen. Die Doshas wiederum beruhen auf einer Zusammensetzung aus den 4 Grundelementen Erde, Wasser, Luft und Feuer.
Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha gestalten so in ihrer Wechselwirkung all unserer Lebensprozesse.
Es ist sehr hilfreich ein wenig über die Konstitutionstypen Bescheid zu wissen (ein solche Lehre gab es übrigens auch in unserer europäischen Tradition, die Temperamente-Lehre von Paracelsus und gibt es auch in der TCM). So kann man sich Temperament, Emotionen, Vorlieben, etc. leichter erklären und in Bezug auf Lebensführung und Ernährung die geeigneten individuellen Anpassungen finden. Und es ist natürlich auch für die Yogapraxis hilfreich, da z.b ein Vata-Kind anders üben wird bzw. will als ein Kapha-dominiertes.
Vorweg: Die meisten Menschen (Kinder) sind Mischtypen aus allen drei Doshas bei denen jedoch ein oder zwei Doshas dominieren.
Die Doshas sind im Folgenden zur Anschaulichkeit, … ganz im Kinderyogastil ;-) … einem Symboltier zugeordnet. . .
Das Vata-Kind: quirlig, kreativ und immer in Bewegung
Symboltier: Hase Element: Luft
Ein Vata-Kind zeichnet sich durch einen sehr schlanken Körperbau aus, es wirkt sehr zart und feingliedrig. Es ist quirlig und will sich viel bewegen. Mit seiner Fantasie, Kreativität, meist musischen Begabung und schnellen Begeisterungsfähigkeit ist ein Vata-Kind immer zu Spielen und Späßen aufgelegt. Neues entdecken und ausprobieren macht ihm viel Freude. Es liebt den Austausch mit anderen Kindern und Erwachsenen. Seine schnelle Auffassungsgabe hilft ihm, schnell zu lernen. Eintönige Umgebung, langes Stillsitzen und viel Alleinsein lassen das Vata-Kind schnell verkümmern.
Vatas sind generell sehr sensibel – dünnhäutig.
In unausgeglichenem Zustand leiden sie als Kinder oft unter ADHS, Neurodermitis, Bauch- oder Kopfschmerzen, Schlafstörungen und zu Verstopfung.
Grundsätze zum Yoga-Üben: Vatas brauchen klare Regeln, die sie strukturieren (erden). Sie üben eher kurz und wollen nicht in eine statische Form gezwungen werden. Ganz wichtig für V. sind die Entspannungsübungen.
Das Pitta-Kind: Schon früh strukturiert und diszipliniert
Symboltier: Tiger Element: Feuer
Pitta-Kinder sind schlank und sportlich, wirken aber stabiler und muskulöser als die feingliedrigen Vata-Kinder. Sie zeigen schon früh Ehrgeiz, sind wissbegierig und wollen am besten gleich alles selber machen. Sie fordern Eltern und Erziehende mit vielen Fragen und geben sich selten zufrieden, wenn sie mit der Antwort nicht einverstanden sind.
Sie entwickeln Ausdauer und Disziplin, wenn sie sich etwas vorgenommen haben. Ein Pitta-Kind kann schon früh Verantwortung übernehmen und fühlt sich schnell unwohl, wenn es unterfordert wird.
Pittas sind zielstrebig, energiegeladen, dynamisch, entschlossen, aktiv, aber auch schnell reizbar, sehr unruhig und manchmal aggressiv
Bei Unausgeglichenheit neigen sie zu Entzündungen, Verletzungen bei Unfällen, fiebrigen Erkrankungen und Allergien. In der Pubertät können sie besonders schwierig werden.
Grundsätze zum Yoga-Üben: Nicht die Perfektion anfachen, nicht überfordern, liebevolle Sprache, viel Loben, Geduldig sein… Leichtigkeit ins Üben bringen.
Das Kapha-Kind: Der kleine Fels in der Brandung
Symboltier: Bär Element: Wasser und Erde
Kapha-Kinder sind in ihrer Statur kräftiger (manchmal auch übergewichtig)und wirken deutlich mehr geerdet als Vata- oder Pitta-Kinder. Zwar sind auch sie sportlich, müssen aber nicht unbedingt rennen, wenn es nicht sein muss. Ihnen scheint vieles zuzufliegen.
Sie können schon als Kleinkinder gut allein sein und sich gut mit sich selbst beschäftigen. Sie haben viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für andere, sorgen und kümmern sich und sind verlässlich. Kapha-Kinder wollen nicht ständig unterwegs sein und fühlen sich mit Tagesroutinen und Regelmäßigkeiten wohl, denn daraus ziehen sie Kraft.
Kaphas sind von allen drei Doshas am zufriedensten.
Bei Unausgeglichenheit anfällig für Krankheiten mit hohem Schleimanteil (Schnupfen,
Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen oder Asthma).
Grundsätze zum Üben: Ziel ist in Bewegung zu kommen: hüpfen, schütteln, laufen,… und immer wieder den Wechsel von Bewegung zur Ruhe und umgekehrt.
Im Ayurveda ist die Ernährung das zentrale Element, denn damit steuern wir unsere Verdauung, unser Wohlbefinden, unsere Leistungsfähigkeit, unsere Gesundheit und Ausgeglichenheit. Lebensmittel sind im wahrsten Sinne des Wortes „Mittel zum Leben“, und gerade Kinder sollten daher möglichst hochwertige Lebensmittel zu sich nehmen.
Ayurveda unterstützt mit den Mahlzeiten gezielt die Verdauung im Körper, die für unsere Gesundheit entscheidend ist. Morgens unterstützt sie das noch kleine Verdauungsfeuer (Agni) mit einem warmen, leichten Frühstück. Am besten einem Brei aus Dinkel, Hafer, Hirse mit Kompott oder Apfelmus und Nüssen oder Nussmus. Im Winter auch mit wärmenden Gewürzen: Ingwer, Kardamom, Kurkuma, Zimt, Nelken,… Mit vollwertigen Süßungsmitteln süßen. Mittags brennt Agni am stärksten… viele Möglichkeiten. Abends warm, leicht verdaulich und am besten ohne tierisches Eiweiß.
prinzipielle Ernährungsrichtlinien:
VATA: Zur Beruhigung ist Warmes, Schweres, Fettes, Süßes und Saures geeignet – möglichst immer gekocht. Auch (Getreide-)Milchprodukte, Öle, Reis, Weizen und alle Nuss-Sorten wirken dämpfend. Gemieden werden sollten sämtliche Kohlarten sowie kalte, trockene, scharf gewürzte und bittere Speisen.
PITTA: Für Ausgleich durch die Nahrung können kühle, flüssige, süße, bittere und herbe Speisen sorgen, auch Milch und Butter oder Oliven-, Sonnenblumen- und Kokosöl wirken gut, auch Gewürze. Meiden dagegen sollte man Peperoni, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln und Melanzani.
KAPHA: Milchprodukte und Nüsse sollten wegen des verschleimenden Effektes reduziert werden, leichte, trockene, warme, pikante, bittere und herbe Speisen dagegen werden gut vertragen, auch Äpfel und Birnen sowie sämtliche Gemüsesorten außer Tomaten, Gurken und Zucchini helfen, den Kapha-Zustand auszugleichen.
ALLGEMEINE TIPPS:
- Rhythmen: Rituale, feste Essens- und Schlafenszeiten (früh aufstehen!)
- nach dem Aufstehen ein Glas lauwarmes Wasser, damit der Magen-Darm-Trakt gespült wird.
- auch tagsüber warmes Wasser (evtl. abgekocht), nie kalt!
- zu den Mahlzeiten nicht trinken
- Kinder brauchen Süßes! (=Erdelement)
- frische, regionale Lebensmittel
- keine Fertigprodukte
- vegetarisch
- typgerecht
- selbst gekochte Speisen zumindest einmal am Tag
- Milch wird sehr kontrovers diskutiert: Im klassischen Ayurveda gilt sie als Rasayana (aufbauendes, nährendes Nahrungsmittel) und wird sehr empfohlen… auch viele Ayurvedakundige stimmen jedoch zu dass Milch in der damaligen, auch ethischen, Qualität nicht mehr zu bekommen ist… bei Kapha-Störung ist Milch jedenfalls zu meiden, wegen des verschleimenden Effektes. Alternative: Soja-oder Getreidemilch.
Und jetzt noch die speziellen Wintertipps:
- Zum Frühstück einem warmen Brei aus Dinkel, Hafer, Hirse mit Kompott oder Apfelmus
und Nüssen oder Nussmus. Gerne auch mit wärmenden Gewürzen: Ingwer, Kardamom,
Kurkuma, Zimt, Nelken,… und mit vollwertigen Süßungsmitteln süßen.
- Südfrüchte und auch Bananen meiden… wenn unbedingt gewollt dann irgendwie warm
machen (z.B. mit heissem Wasser übergiessen)
- Milch ist auch kühlend (ok… das ist jetzt aus der TCM… zur Milch siehe oben) daher eher
zu meiden
- kein kaltes Wasser, Softdrinks, etc. stattdessen z.B. einen warmen Apfelsaft oder einen
leicht gesüssten Früchtetee… also eine Thermoskanne oder ähnliches mit in den
Kindergarten/Schule geben… das gilt besonders für die kleinen Vata-Hasen und auch für
die Kapha-Bären nur die hitzigen Pitta-Tiger dürfen da mal eine Ausnahme machen…
- Suppen aus Wurzelgemüse, Lauch, Kürbis, Karotten, etc… eventuell auch püriert dann
essen es die Kids oft lieber ;-)
- und noch das liebe Thema „Anziehen“: Energieverlust durch zu leichtes Anziehen
vermeiden… warme Unterwäsche, Haube und gute Schuhe (keine Turnschuhe)… das gilt
wieder ganz besonders für die Vata-Hasen, die dickhäutigen Kapha-Bären und die
heißblütigen Pitta-Tiger vertragen da mehr Kälteeinfluß…
Und … ich weiß, ich weiß… das klingt alles gar nicht gut in Kinder-und noch weniger in Teenagerohren… doch zumindest probieren soll man es immer wieder J diese Tipps umzusetzen.
Um ein Gefühl für die Doshas im Allgemeinen und das meines Kindes und mein Eigenes zu bekommen, können Dosha-Tests im Internet eine Hilfe sein. Zum Beispiel:
www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-test/
Am besten ist natürlich eine persönliche professionelle Beratung beim Ayurveda-Arzt oder Therapeuten.
Und wie bei allen Lehren, Konzepten, Systemen… den gesunden Hausverstand und die innere Stimme immer eingeschaltet lassen J. Alle Systeme sind vom Menschen gemacht und daher nie unfehlbar… und alles nicht zu ernst und dogmatisch nehmen… eher als Anregung und Empfehlung.
Namasté und viel Freude und Hilfe mit Ayurveda !
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